"Hymenoptera"

RITA GABLER, HEIDE LECLEJEWSKI, INGRID OTT, ANNE-BÄRBEL OTTENSCHLÄGER

Malerei - Collagen - Objekte


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Vernissage:  Sonntag, den 03.06.2018 um 11:00 Uhr

Bergüßung: Monika Cirica-Schneider, Gildepräsidentin

Einführung: Dieter Mauch

 

Rita Gabler
Meine Arbeit mit Wespennestern begründet sich auf einer Faszination bezüglich der Maserung der Hülle, sowie der Architektur der mehrstöckigen Waben im Inneren. Die feine, dezent farbige Streifigkeit verbunden mit den Arbeitsprozessen der Wespen erweckt in mir ein Bedürfnis nach Konservierung in Variationen. Mich beeindruckt sowohl die Mehrschichtigkeit zum Zwecke der Bauisolierung, als auch die Transparenz der einzelnen Schicht. In tiefer Achtung vor der Natur nehme ich das Geschenk der verlassenen Bauten an, um möglichst „wespennah“ in künstlerischer Verfremdung damit zu arbeiten. In meinen Arbeiten handelt es sich meistens um Nestteile der sächsischen Wespe, die im Zusammenleben mit Menschen friedliebend erscheint. Darüber hinaus interessiert mich besonders die Wabe als Ort der Lebensentstehung. Der Sechseckform in Variation folge ich im Holzschnitt, der sich schon allein durch sein Material in Einklang mit der Wespe zeigt, die in ihrem holzverarbeitenden Prozess mit Recht als erste Papierherstellerin gilt. Die Wabenform als Holzschnitt, kombiniert mit den Eigenschaften des Bienenwachses, sucht eine künstlerische Annäherung auch zum Thema Bienen. So suche ich nach einem Klang in Achtsamkeit für beide Hautflügler.

Heide Leciejewski
Als Basis allen Lebens ist die Natur Grundlage unseres Denkens und Fühlens und wird so zum Ausgangspunkt meiner Arbeit in und mit der Kunst.In der Praxis meines Gestaltens äußert sich diese Verbindung von Natur und Kunst in der häufigen Verbindung von Dingen, die mir im Alltag begegnen. Im Zentrum meiner Arbeiten steht das Hexagon als eine natürlich vorkommende Form. Im schrittweisen Anwachsen beginnt sich das Objekt zu verändern und der ursprüngliche Kern verschwindet in der Verkettung der Waben miteinander. Aneinander gefügt bilden die Sechsecke Strukturen, die durch minimale Unterschiede in ihrer Form sich selbst gestalten und schließlich ganze Sphären bilden. Jedes Glied ist gleichzeitig bedingt durch die vorhergehenden und selber wiederum Bedingungen für die folgenden Glieder. Die Materialien Papier und Wachs sind dabei nicht zufällig gewählt. Sie erlauben Struktur in der Auseinandersetzung mit der Form, sind aber doch flüchtig und vergänglich.

Ingrid Ott
Bienen & Wespen
Natürliche Materialien und gestalterische Interpretation Waben, Wachs, Honig und Propolis sind die Materialien, die mir die Bienen zur Verfügung stellen. Diese wiederum sind Teil des Kreislaufes der Natur, innerhalb dessen sie einen wichtigen Platz einnehmen. Mit dem Gebrauch dieser natürlichen Materialen möchte ich auf ihre Platzierung im Geschehen der Natur verweisen, so dass ihr Schaffen und Produzieren im Bild nachzuvollziehen bleibt. Dabei geht es nicht um Abbildung, sondern um gestalterische Interpretation. Die natürlichen Materialien als Produkte der Kreativität der Natur werden zum Stoff gestalterischen Handelns, also zum Ausgangspunkt menschlicher Kreativität. Die Transformation unterschiedlicher Aspekte der Wirklichkeit im Bild stellt in diesem Sinne eine Brücke zwischen diesen beiden Schöpfungsvorgängen dar, die Mensch und Natur in der bildnerischen Auseinandersetzung als dritter Äuβerung von Kreativität vereint. Die ästhetische Wahrnehmung von Natur repräsentiert sich im Bild, das als Ergebnis der gestalterischen Interpretation, im Rahmen derer sich die Materialien aus der Natur unter der Regie von Form- und Farbgebung zu neuen Inhalten fügen, Positionen zur Natur neu ausformuliert. Die Formen in ihrer Universalität verweisen einerseits auf den allseitigen Kreislauf der Natur und der Bildaufbau andererseits wirft Fragen bezüglich der Gestaltung – und Gestaltung ist immer auch Eingriff – auf. Damit wird im weiteren auch das Sujet der Natur als Gegenstand der Gestaltung - und das heiβt als Manifestierung menschlichen Handelns – nicht zur Sprache, sondern zum bildnerischen Ausdruck gebracht.

Anne-Bärbel Ottenschläger
Hymenoptera- wehrhaft zarte Flügelwesen
Ich lasse mich von der Sinnlichkeit des Materials und von den eigenen Impressionen leiten. Durchdringung und Erkenntnis sind die Grundlagen meines Vorgehens. Ich arbeite mit Wachs, einem Naturprodukt, das ich im praktischen Tun in einen künstlerischen Werkstoff für Objekte und Übermalungen transformiere. Dabei sind Überarbeitung, Umsetzung und Strukturierung die Ansatzpunkte meines Schaffens. Ich erkunde neugierig die Grenzen des Materials, erweitere und überwinde sie. Kombiniere die neuen Erfahrungsräume mit unterschiedlichsten Materialien. Eröffne dem Lustvollen und dem Spiel neue Möglichkeiten, wobei auch die Freude am Tun und das Experimentieren ihre Ungebundenheit zurückgewinnen. Am Ende steht die Visualisierung des Neuen. Ich erlerne den unscharfen, zurückgenommenen Blick inspiriert durch das Wachs in all seinen unterschiedlichen Aggregatzuständen, die Bestimmungen von Form und Farbe einbeziehend und darum ringend.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema führt in globale Zusammenhänge und regt mich dazu an, einen eigenen schöpferischen Arbeitsprozess zu beginnen, ohne das Ende zu kennen. Meine Arbeiten sind Spuren dieses individuellen Prozesses, dem auch ästhetischen Überlegungen Form geben. Im weitesten Sinne beinhaltet die Arbeitsthematik die Schöpfung selbst. Schemenhaft assoziieren Silhouetten denkbar werdende Formen - Choreografien des (Bienen)Tanzes.

 

Die "Rheinpfalz" schreibt:

Ab dem 3. Juni 2018 zeigt die Artgalerie am Schloss in Bad Bergzabern die Ausstellung „Hymenoptera – wehrhaft zarte Flügelwesen“. So nennen  die vier Künstlerinnen Rita Gabler, Heide Leciejeweski, Ingrid Ott und Anne-Bärbel Ottenschläger diese Ausstellung. Sie alle haben das Leben der biologischen Ordnung der “Hautflügler” (Hymenoptera) studiert, zu denen die Bienen, Wespen u.a. gehören. Die Künstlerinnen sind so fasziniert von den Formen, welche die Natur hier hervorgebracht hat, dass sie einen Transfer in die Kunst versuchen. Sie arbeiten mit den Werkstoffen der Natur.  Natur und Kunst gehen hierbei eine innige Verbindung ein.  Eine Sphäre der Natur, von der wir heutzutage mehr oder weniger entfremdet sind, wird uns damit wieder gegenwärtig. Allen gemein ist das Arbeiten mit Bienewachs. In Heide Leciejewskis Arbeiten nimmt das Sechseck einen zentralen Platz ein. Diese Bauweise, die Geometrie der Wabe, ist die effizienteste. Denn dabei wird mit dem geringsten Materialaufwand das größtmögliche Fassungsvermögen und Maximum an umbautem Raum bei gleichzeitig höchster Stabilität erzielt. Die Wabenform greift auch Rita Gabler in ihren Holzschnitten auf. Wabe bedeutet für sie Leben, in all seinen Facetten. Im gut isolierten Nest der Wespe findet die Wabe Geborgenheit, ihre Aufgabe als Lebensort zu erfüllen. Rita Gabler versucht mithilfe des Naturmaterials einen Brückenschlag zwischen Natur und Kunst. Anne-Bärbel Ottenschläger haben es die verschiedenen Aggregatszustände des Wachses in seiner Verarbeitungsphase angetan, ebenso sein Duft. In ihren Arbeiten lotet sie alle Bearbeitungsformen des Wachses aus. Ingrid Ott arbeitet gerne mit Papierschichtungen. Neben feinstem japanischem Awagami Papier verwendet sie dazu Bienenwachssalbe, Steinmehl und zartes Pigment, manchmal auch Schellack. Bis zu 20 Schichten können da übereinander angelegt werden, ein langwieriger Prozess, dem stetigen Neubilden und Sichverändern in der Natur angemessen.

© D. Mauch / R. Gabler

 

Öffnungszeiten:
Freitag: 16:00 - 18.00 Uhr
Sonntag: 15:00 - 18:00 Uhr

ARTGALERIE AM SCHLOSS 4
Schlossgasse 3
D-76883 Bad Bergzabern


 

 

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Der Eintritt ist frei!